DIN-Normen für die Landwirtschaft (Kieler Nachrichten vom 31.10.2002)
 

Bessere Zugleistung, geringerer Bodendruck und damit sowohl wirtschaftlicher als auch umweltfreundlicher: die 420 PS starke Ackerraupe des Gutes Sierhagen. Foto eis 

Sierhagen (eis)  "Gläserne Produktion" und "nachhaltige Landwirtschaft" sind auf dem bei Neustadt gelegenen Gut Sierhagen mehr als nur Schlagworte. Akribisch werden die Arbeitsabläufe dokumentiert, das Land wird Boden schonend – zum Teil mit Raupenfahrzeugen und größtenteils ohne Pflug – bearbeitet. Gestern wurde das Gut als erstes in Schleswig-Holstein für sein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem zertifiziert. 
"Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, mit klar definierten Betriebsabläufen die Einhaltung von Qualitäts- und Umweltstandards zu dokumentieren", sagte Aloys Altmann, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium. Angestoßen wurde das Projekt von der Landwirtschaftskammer, unterstützt von der Stiftung schleswig-holsteinische Landschaft. Außer Gut Sierhagen beteiligten sich daran die Güter Farve (bei Oldenburg) und Schrevenborn (bei Kiel), die sich beide bisher aber noch nicht zertifizieren ließen. "Wir haben in der Industrie bewährte DIN- Normen auf die Landwirtschaft übertragen", sagt Dr. Markus Coester von der Landwirtschafts-Consulting GmbH, der bei der Einführung des Managementsystems als Berater fungierte. Im Mittelpunkt stehe die besonders große Nachweispflicht. "Nachhaltigkeit in der Kombination von Ökonomie und Ökologie – das ist unser Ziel", sagte der Besitzer des fast 1900 Hektar großen Gutes Sierhagen, Carl-Alexander Graf Plessen. Einen finanziellen Vorteil hat das Qualitäts- und Umweltmanagementsystem nicht. "Es kann aber zu einem Imagegewinn führen", sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Hermann Früchtenicht, der auch von einer Vorbildwirkung für andere Betriebe sprach. Coester hält ein solches Managementsystem bei kleineren Familienbetrieben allerdings für "überzogen". [zurück]